Christoph Werner
VOM THEATERSTÜCK ZUM ROMAN…

VON ANFANG AN

Ich habe einen der seltensten Berufe der Bundesrepublik Deutschland: Ich bin Intendant eines Ensemble-Puppentheaters, das zu 100% von Stadt und Land finanziert wird. Diese Art der Theater gibt es nur in den „neuen“ Bundesländern. Das Puppentheater Halle hat zusätzlich die Besonderheit, dass es nicht für Kinder spielt, wie allgemein üblich, sondern ausschließlich im Abendspielplan für Erwachsene. Und, dass es viel gastiert hat, überall auf der Welt. Kurz: es ist ein besonderes Theater. Mit besonderen Menschen, die sich einer besonderen Kunstform verschrieben haben.

Ehe ich jedoch an die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin kam, wollte ich Schriftsteller werden. Zu DDR-Zeiten habe ich in Poeten-Seminaren viele Zigaretten geraucht, bin mit dem Künstlerzug der FDJ nach Leningrad gefahren, habe immerhin ein Gedicht in irgendeiner Zeitschrift veröffentlicht.  Das war mein Traum, Bücher schreiben, das Leben eines Schriftstellers führen, reisen, das eigene Leben fiktionalisieren, Geschichten erfinden, scheitern, aufstehen, weitermachen. Prozesse, die dem Theater nicht fremd sind, die dort gepflegt werden, im Team, öffentlich, so hieß das an der Schauspielschule: Gemeinsam öffentlich arbeiten.

Das Theater aber ist eine eifersüchtige Geliebte. Es duldet nichts neben sich. Also habe ich meine schriftstellerischen Ambitionen in den Dienst des Theaters gestellt und Stücke geschrieben, Romane für die Bühne bearbeitet, eigene Stoffe entwickelt und aufgeführt.

Als die Pandemie 2020 das Theater aber weitestgehend zum Stillstand brachte, habe ich mich erinnert. Ruhelos, ungeduldig, ständig mit irgendwelchen Ideen beschäftigt, habe ich alte unvollendete Manuskripte heraus gekramt und wieder angefangen, zu schreiben. Nicht mehr nur fürs Theater. Aber mit der Erfahrung aus 30 Theaterjahren…